Kirchengemeinden und Energiegenossenschaften – eine Kooperation mit Zukunft?
von Dietmar Freiherr von Blittersdorf, Netzwerk Energiewende jetzt e.V.
Können Kirchengemeinden und Energiegenossenschaften voneinander profitieren? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung am 19. Oktober 2018 im saarländischen Riegelsberg, zu der das Bistum Trier, das Landesnetzwerk der Bürgerenergiegenossenschaften und das Netzwerk Energiewende Jetzt einladen hatten. Hintergrund des Treffens von Kirchengemeinden und Energiegenossenschaften aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz sind die z.T. ehrgeizigen Klimaschutzziele vieler katholischer Bistümer und evangelischer Landeskirchen, „die nur dann glaubwürdig seien, wenn diese auch in konkrete Maßnahmen umgesetzt würden“, so Dietmar von Blittersdorff vom Netzwerk Energiewende Jetzt.
Noch schlummern in und auf den kirchlichen Gebäuden enorme Potenziale zur Energieeinsparung und zur CO2-Minderung. Dabei spiele Photovoltaik auf kirchlichen Gebäuden eine zentrale Rolle, erläutert Charlotte Kleinwächter, Klimamanagerin des Bistums Trier. Oft haben jedoch Kirchengemeinden weder die Zeit noch das Fachpersonal, um solche Energieprojekte selbst umzusetzen. Hier bietet sich die Partnerschaft mit einer Bürgerenergiegenossenschaft an, die wie Kirchengemeinden lokal und regional verankert ist. Bürgerenergiegenossenschaften bauen und betreiben Photovoltaikanlagen, sind Wärmelieferanten, betreiben Elektromobilität und sind Vermarkter ihres Stroms.
„Energiegenossenschaften haben das Knowhow und das Kapital, um Kirchengemeinden bei der Realisierung ihrer Klimaschutzprojekte zu unterstützen“, davon ist Dr. Verena Ruppert vom Landesnetzwerk der Bürgerenergiegenossenschaften Rheinland-Pfalz überzeugt. Denn die Geschäftsführerin des Landesnetzwerks, in dem 21 Energiegenossenschaften in Rheinland-Pfalz zusammengeschlossen sind, hat den Überblick, was die Genossenschaften in den letzten Jahren in Rheinland-Pfalz an Erneuerbare-Energie-Anlagen gebaut haben: Insgesamt haben die Genossenschaften in Rheinland-Pfalz Anlagen mit einem Investitionsvolumen von knapp 50 Mill. EURO aus Kapital ihrer Mitglieder gebaut.
So wie Energiegenossenschaften strukturiert sind und wirtschaften, müssten sie den Kirchengemeinden eigentlich sympathisch sein, so von Blittersdorff in seinem Eingangsreferat. Denn sie stehen für Kooperation, gesellschaftliche Verantwortung, Demokratie und vor allem für gemeinschaftliche Selbsthilfe. Zudem schätzten auch immer mehr Kommunen die Zusammenarbeit mit Energiegenossenschaften. Dies belegte eindrücklich die Präsentation von Karl-Werner Götzinger, Vorstand der Bürgerenergiegenossenschaft Köllertal eG. Die BEG Köllertal wurde 2015 von 15 engagierten Bürger/innen gegründet. „Wir müssen aktiv werden, wenn wir die Welt für unsere Kinder retten wollen“, war die Überzeugung der Gründungsmitglieder. Werte und konkretes Handeln der Genossenschaft scheint viele zu überzeugen. Heute hat die Genossenschaft bereits 246 Mitglieder. Sechs PV-Dachanlagen mit insgesamt 338 kWp meist auf kommunalen Dächern wurden gebaut und ca. 400 t CO2 vermieden.
Götzinger erläuterte das PV-Pachtmodell der Genossenschaft, was sich seiner Meinung auch gut auf kirchlichen Dächern anwenden ließe. Für die Kirchengemeinde bedeutet dieses Modell keine Investitionskosten, die Deckelung der zukünftigen Energiekosten für 20 Jahre, die Einsparung von CO2 und die Erreichung der selbst gesetzten Klimaschutzziele. Zudem könnten sich die Gemeindemitglieder an der BEG durch Einlagen beteiligen und so durch die Dividende finanziell profitieren. Viel größer sei aber die Wirkung nach innen und außen, denn die Gemeinde gehe mit gutem Beispiel voran und setze den Klimaschutz sichtbar um.
Was naheliegt, ist dennoch nicht so einfach umzusetzen. Denn das Genehmigungsverfahren des Bistums Trier für Baumaßnahmen ist kompliziert und aufwendig. Johannes Minn vom Leitungszentrum Kirchengemeinden des Bistums erläuterte detailliert, welche Stufen des Genehmigungsverfahrens durchlaufen werden müssen, wenn eine Kirchengemeinde ein PV-Anlage bauen will, sei es direkt mit einem Solarteur oder einer Energiegenossenschaft.
Die Bitte der Energiegenossenschaften in der anschließenden Diskussion war eindeutig. Um Projekte mit Kirchengemeinden des Bistums Trier erfolgreich umzusetzen, bedarf es größerer Transparenz und eines Leitfadens für das Genehmigungsverfahren. Pilotprojekte wären hilfreich, damit Erfahrungen gesammelt und Vertrauen zwischen den Partnern aufgebaut werden können.
Foto: Shenja Ruthenberg, ARGE Solar e.V.
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